Dienstag, 2. November 2010

Curettage

Heute wäre ja eigentlich der Bericht zu Babys 8-Wochen-Geburtstag fällig, zumal wir am heutigen Dienstag auch endlich mal (mit Hilfe einer Outlook-Erinnerung) um 18:52 Uhr an die Geburt unseres Wunder-Babys gedacht haben. Es ist mir jedoch auch ein Bedürfnis vom heutigen Tag zu berichten, so dass der 8-Wochen-Bericht auf morgen verschoben wird. 

Ich hatte ja schon berichtet, dass das Babymädchen bei ihrem Auszug offenbar ein Stück Plazenta in meiner Gebärmutter zurückgelassen hat, dass die ganze Zeit munter vor sich hin blutete. Heute musste das nun raus. Mal abgesehen von einer Polypen-Entfernung im frühen Kindesalter war das meine erste OP. Ich wusste ja, dass das ein absoluter Routineeingriff ist, trotzdem war mir bei dem Gedanken an die Narkose ein bisschen mulmig zumute. 

Viel schwerer wog aber die - zugegebener Maßen kurze - Trennung von dem Babymädchen und die Notwendigkeit einer alternativen Mahlzeit. Eigentlich wollten wir ja einmal künstliche Milch füttern, letztendlich habe ich aber doch ein kleines Fläschchen voll Milch abgepumpt. Zur Sicherheit hatten wir von F. auch noch fertig gemischte Pre-Milch bekommen. 

Schon der Abschied von R. und Baby heute früh viel mir sehr schwer, und als waschechte Heulboje flossen auch schon die ersten Tränen. Ich wusste, dass R. die Zeit alleine mit der Prinzessin super meistern und womöglich trotz der Situation auch ein klitzekleines Bisschen genießen würde, aber mein Mamaherz war trotzdem arg gebeutelt, und ich hatte Angst, dass mein Baby stundenlang vor Hunger weinen würde. 

Jedenfalls wurde ich heute früh von meiner Schwiegermutter eingesammelt und zum Krankenhaus begleitet. Im entsprechenden Gebäude angelangt standen wir erstmal in einem verlassenen Flur. Es war 7 Uhr, und ich war erst zu 7.30 Uhr hinbestellt worden. Dennoch kam uns das seltsam vor, und wir lasen noch mal das Informationsschreiben, wo stattdessen von einem anderen Gebäude die Rede war als mir bei der Anmeldung gesagt wurde. Allerdings ist das auch das Haus, dass zur Zeit wegen Kernsanierung geschlossen ist. Also stiefelten wir noch mal zur Information, wo man uns bestätigte, dass der verlassene Flur der richtige war - der ambulante OP. Kurz nach 7.30 Uhr öffneten sich dort dann auch die Türen.

Nach diesem wenig professionellen ersten Eindruck, fühlte ich mich jedoch wie bei der Geburt und auf der Wochenstation wieder sehr gut aufgehoben und nett betreut. Man brachte mich in "mein" mit Vorhängen abgetrenntes Kabuff, dass mit einer Liege und einem abschließbaren Schrank ausgestattet war. Ich entledigte mich meiner Klamotten und zog das sexy Krankenhausnachthemd an. Ich wies noch mal darauf hin, dass ich nach der OP gaaaanz schnell nach Hause zu meinem Baby müsste. Man bot mir noch eine Beruhigungstablette an, aber aufgrund meiner negativen Erfahrungen mit Dusseligmachern während Babys Geburt habe ich die nicht angenommen. Dann musste ich ein wenig warten, und hörte wie erst eine Frau ("Wie jetzt? Bin ich schon operiert?") aus dem OP geschoben wurde und dann die nächste (die mit den Rollvenen). Und schon war ich an der Reihe. 

In den OP durfte ich noch selber laufen und mich auf den altbekannten Stuhl legen. Auch hier waren alle sehr lieb zu mir. Dennoch flossen mal wieder ein paar Tränen (und das ohne Dusseligmacher *ts ts ts*). Aber irgendwie hatte ich dann schon den Gedanken, dass was schiefgehen könnte. Das helle Licht und die Anzahl an anwesenden Leuten taten ihr übriges. Man sagte mir, ich solle lieber an was Schönes denken, damit ich nicht schlecht träume. Also schnell an R. und Baby gedacht.... und während ich die Spritze bekam noch: "Jetzt bloß nicht zu schnell die Augen zumachen, sonst fangen die noch zu früh an"....

Und dann wurde ich wieder in mein Kabuff geschoben. Das war schon ein komisches Gefühl, weil für mich quasi gar keine Zeit vergangen war. Es war ja aber auch nur eine Viertelstunde gewesen. Ich hab mich dann gleich aufgesetzt, viel getrunken und ewig an einem Stück Zwieback geknabbert. Ich wollte schnell in Schwung kommen, um nach Hause zu meinem Baby zu kommen. Beim Gedanken an die kleine Prinzessin war ich auch schon wieder am Heulen. Die Schwestern waren wirklich sehr lieb und einfühlsam, und als ich dann noch hörte, dass nebenan auch eine Frau weinte - aber weil sie nach einer Fehlgeburt kürettiert werden musste, hab ich mich echt geschämt.

Zwischenzeitlich "lief ich dann aus". Netzschlüppi und Riesenbinde reichten nicht aus, und so hoppelte ich schnell mal über den Gang zur Toilette. Na ja, mein Schamgefühl hat sich in den vergangenen 8 Wochen noch nicht wieder ganz zurückgebildet, so dass das auch okay war. ich fragte nach einer Paracetamol wegen der Unterleibsschmerzen. Das hatten die aber gerade nicht vorrätig! Äh!? 
Mir wurde dann doch ein bisschen schwindelig und ich legte mich ein bisschen hin. Vielleicht bin ich auch eingeschlafen.

Nun wollte ich aber wirklich endlich nach Hause. Es war schon 11 Uhr und der Arzt ließ auf sich warten. Ohne sein Okay durften wir nicht gehen. Manno!! Wieder schlichen sich ein paar Tränchen raus, und die nette Schwester sagte, ich könne ruhig mal kurz mein Handy anmachen und zu Hause anrufen. Gesagt, getan. Es war so schön R.'s Stimme und beruhigende Worte zu hören.... und vor allem mein Baby nicht zu hören. Das heißt sie weinte nicht!! Oh, war ich erleichtert. 

Endlich kam der Arzt, fragte mich, ob es mir gutginge. - Ja. - Er noch: Der Befund geht dann an meine betreuende Frauenärztin. Und: Alles Gute, Sie können gehen. Und dafür musste ich soooo lange warten!!

Meine Freundin F. wartete mit Klein-T. im Wartezimmer und brachte mich dann blitzschnell nach Hause zu meinen Lieben. Das Baby war durstig, aber zuckersüß und guter Dinge. Ich war so glücklich, sie in den Armen zu halten und stillen zu können. Das Fläschchen hatte sie nicht so toll gefunden und das meiste davon wieder ausgespuckt. Aber R. hatte es trotzdem geschafft, sie bei Laune zu halten.

Mir war dann den ganzen Nachmittag noch recht schwindelig, so dass ich die Zeit mehrheitlich im Bett verbrachte und dort mit dem Babymädchen spielte. Zwischenzeitlich konnte ich mich noch mit lecker Hühnersuppe (made by Schwiegermutti) und Dominosteinen (sponsored by R.) stärken, und nun geht es mir schon wieder recht gut. Jetzt geht es aber gleich ab ins Bett. 

Und: Bis irgendwann Baby Nr. 2 geboren wird, hätte ich nun meinen Unterleib ganz gern endlich mal wieder ganz normal für mich selbst!!

8 Kommentare:

  1. Ach je, jetzt musste ich aber auch ein paar Tränchen verdrücken :-)

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  2. Kann dich so gut verstehn...war auch nur am heulen bei meiner op...

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  3. Mmh.... Mama-sein = Heulbojen-Dauer-Alarm? :-D

    Na, ich bin jedenfalls froh, dass ich das jetzt hinter mir habe. Heute geht's mir auch schon wieder richtig gut.

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  4. Huhu, ich hab mich mal hier festgepinnt - find es total spannend und schön wie du schreibst....
    Und ich hab das alles doch noch vor mir..

    Ich wünsch dir nun alles Gute mit deinen zwei Süßen und gute Besserung für dein Unterleib. ;)

    viele Grüße von der Ostsee
    Stephie

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  5. Danke! Unhd schön, dass du mitliest. Wann ist es denn bei dir soweit?

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  6. Uah wie fies... also die OP an sich (auch wenns wohl Routine is) und das getrennt sein vom Babymädchen!!!

    Aber zum Glück biste ja wieder wohl auf (:

    Ich drück alle Däumchen das des auch bei euch weiter so bleibt!

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  7. Mitte März soll es bei uns soweit sein ;)

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  8. @ Stephie: Ich hoffe, du genießt die Schwangerschaft!? Ist eine tolle Zeit, oder? Und wenn dann dein Baby erst mal da ist...
    Kaum zu glauben, aber mein winzigkleines Mädchen ist dann schon ein halbes Jahr alt.

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