Sonntag, 9. Dezember 2012

Gastbeitrag: Der Nikolaus-Zug

Ein Gastbeitrag von BMs Oma M:



Während Berlin droht im Schneechaos unterzugehen, gibt es die kleinen Oasen in der Stadt, in denen eine Schneeflocke und ihre Schwestern nicht  gleich einen Verkehrsstau verursachen. Zur Freude der Kleinen.

Nachdem wir am Freitag klärten, wozu ein Holzgestell mit Schnur dran da ist – zum Rodeln, genießen BM und wir den ersten Winter in dieser Saison. Mutig eroberten wir am Freitag die gigantischen Höhen neben der Eisenbahnbrücke im Kiez. Auf den historischen Spuren ihres Vaters rutschte BM todesmutig in allen möglichen Positionen den Hügel herunter. Immerhin verletzte sich ihr Vater an dieser historischen Stelle schwer. Beim Rodeln fiel er nicht sehr elegant einfach seitlich vom Schlitten und hatte einen Schlüsselbeinbruch. Bei BM bestand aber keine Gefahr. Unser Bewegungswunder meisterte jede Abfahrt.

Der Schnee kommt gerade recht, denn der Nikolaus war da und mit ein bisschen Glück bringt der Weihnachtsmann die Geschenke mit dem Schlitten.
In der Wuhlheide warteten Uroma, Uropa, Oma und Opa mit BM auf den Nikolauszug am „Hauptbahnhof“. Standesgemäß wurden rechtzeitig Plätze reserviert und ungeduldig hingen die Blicke am leeren Gleis, gewappnet mit einer Eisenbahnerkelle und Trillerpfeife, über die sich später die Eltern besonders freuten. Eine Durchsage kündigte den Zug an: „Liebe Fahrgäste, gleich fährt der Zug ein. Ich gebe jetzt die Wagenfolge durch…“ 

Und dann kam er, der Zug. BM war ganz aufgeregt. Die alte Dampflok spuckte dunklen Qualm aus und war mit roten Glocken geschmückt. Der Schneesturm konnte ihr nichts anhaben. Schnell rein in den blauen Wagon. Mit vielen anderen Familien begann die Fahrt durch den Winterwald. Der Wagon war im Innern schön geschmückt. Eine Schaffnerin kam und lochte die Fahrscheine mit einem Schneeflockenstempel. Ein erster Höhepunkt der Fahrt. Aber wo war der versprochene Nikolaus? 

Beim nächsten Halt stieg er ein. BM war ganz in Erwartung. Sie hatte bereits mehrfach in diesem Jahr gute Erfahrung mit ihm gemacht. Immer wenn sie ihn traf, gab es Naschi. Damit war er der Größte bei ihr. Bevor aber Freude aufkam, mussten alle ein Lied singen - BM hielt sich vornehm zurück. Der Gesang war auch grenzwertig, was aber mehr an der Textunsicherheit der Erwachsenen lag. 

Der Nikolaus kam  nicht allein. Ein hübscher Engel begleitete ihn. In einem goldenen Buch las er nach, ob auch alle Kinder lieb waren. BM antwortete dem Nikolaus, dass sie immer artig war (anders als beim Papa, dem sie immer sagt, dass sie frech war…). Hier ging sie aber auf Sicherheit. Mit einem gekonnten charmanten Lächeln wickelte sie den erfahrenen Mann um den kleinen Finger und schon hatte sie ihren roten Geschenkesack in der Hand. Der Tag war gerettet. Alles wurde ausgepackt und gekostet. Der Winterwald war jetzt sehr nebensächlich und alles andere rundherum auch. 

Weihnachten kann soooo schön sein! Und Berlin kann ruhig im Schnee untergehen. 

Traurig sahen wir dem Zug nach dem Aussteigen hinterher. Der letzte Wagon ist ein Güterwagen, auf dem ein hübscher Tannenbaum steht. Nun fuhr er weg, aber Weihnachten kommt erst. Hoffnung für BM, bald wieder ihren Freund, den Weihnachtsmann zu treffen und Naschi zu bekommen.  


PS: Das war der erste Gastbeitrag.

1 Kommentar: